29 November 2008

Blumensaat-Gedächtnislauf in Essen


Eigentlich hatte ich gedacht, Saison ist zu Ende -  Beine hochlegen – locker trainieren – und dann paar kleinere Läufe wie Runden„abknipsen“ in Bell in der Eifel ohne jeden Wettkampfstress.  Und dann zum Abschluss bei Wind, Regen, Schnee oder Matsch der Silvesterlauf in Wehr.

 

Pustekuchen!  Andrea erzählte mir so ganz nebenbei, dass sie sich für einen Halbmarathon angemeldet habe. Wo? In Essen?  Am Baldeneysee?  15 Minuten entfernt von dem Wohnort meines Schwagers?  Da war es mit meiner Ruhe vorbei.  Obwohl ich eigentlich nicht besonders gerne große Umfänge trainiere, aber Wettkämpfe haben für mich einen  besonderen Reiz.

 

Wie heißt dieser Halbmarathon am Südufer des Baldeneysees in Essen -  Otto Blumensaat-Gedächtnislauf  ?  Falls es jemand interessieren sollte, wer dieser Otto Blumensaat war. Er war beruflich Buchhalter, und führte als solcher penibel ein Lauftagebuch. Danach ist er in 48 Laufjahren seit 1928 (!) 158000 km gelaufen, von 1110 Starts hat er 562 gewonnen, 113 Marathons gelaufen. Was mich am meisten beeindruckte war seine Marathonzeit: 2:36:09!  Diese Zeit lief er  1965 im Alter von 54 Jahren!

 Zurück zum Lauf.  Er fand statt am Samstag Nachmittag um 14.05. Außer mir und Andrea wollten noch Dirk, sowie Nico und Marcus von Koblenz teilnehmen.  Da ich bereits Freitag am späten Abend angereist war, konnte ich Samstag morgen noch richtig schön trödeln, währenddessen die anderen sich im dichten Verkehr  über die Autobahnen Richtung Ruhrpott  bewegten.  Natürlich kam ich als letzter in Essen-Kupferdreh, dem Startort in der Nähe des Sees an. Nach langer Suche konnte ich endlich einen Parkplatz finden, der von der Sporthalle Kupferberg, doch mehrere Strasse weit entfernt war. 

 Neben dem Halbmarathon fand noch ein 10km Lauf statt, insgesamt hatte die Veranstaltung   ca. 1000 Teilnehmer.  In der Sporthalle war alles profimäßig organisiert wie bei einem großen Marathonlauf.  Die Ausgabe der Startunterlagen war vorbildlich organisiert, und was für einen Volkslauf eher ungewöhnlich ist - es gab in der Halle eine organisierte Gepäckaufbewahrung.  Meine Vereinsfreunde hatte ich  schnell entdeckt.

  Dann ab zum Warmlaufen, Strasse rauf und runter. Fertig!  Noch fünf Minuten bis zum Start, der ungefähr 300 m von der Starthalle direkt am See erfolgte.  Ich hatte kurzzeitig von unserer Gruppe keinen mehr gesehen, aber in der Startgruppe konnte ich Andrea, auch wegen ihrer roten Haarpracht, relativ wieder finden. 

 Schnell hatten wir uns verabredet, 5:20/min  zu laufen, solange es geht.  5-4-3-2-1.  Start!

Zu Beginn war es noch sehr eng, weil auf Grund der doch hohen Teilnehmerzahl alles ziemlich durcheinanderlief und der Weg entlang des Ufers an einigen Stellen sehr schmal ist . Wir bemühten uns nach Möglichkeit am Anfang im Gedränge keine Zeit zu verlieren, wollten aber auch nicht zu schnell anlaufen.  Nach den ersten Kilometern stellten wir dann zufrieden fest, dass wir optimal im Zeitplan lagen.

 

Das Wetter, dass am Anfang des Tages nicht besonders freundlich war, wir rechneten eigentlich immer damit, dass es  regnen würde, wurde immer besser.  Es schien fast, als wenn irgendwann sogar noch die Sonne durchkommen würde.  Andrea und ich waren uns schnell einig, wir hätten vielleicht noch eine Lage weniger anziehen sollen.  Je länger das Rennen ging, umso wärmer wurde es uns. 

 Da kündigte uns ein Radfahrer bereits  den Führenden an, der uns auf der Fünf-Kilometer Wendepunktstrecke bereits entgegenkam.  Mensch, war der schnell!  Im Ziel war er später ungefähr 45 Minuten vor uns ( Endzeit  ca. 1:06:00).  Davon waren wir noch lange entfernt.

 Kurz nach dem ersten Wendepunkt nach der 5 km Marke war wieder eine Verpflegungsstation, ich wagte es kurz einen warmen Tee zu mir zu nehmen. Danach hatte ich Mühe Andrea wieder einzuholen.  Das kostete Kraft, ich muss dass endlich mal trainieren – im Lauf zu trinken – bis heute fällt mir das sehr schwer. Der Lauf zurück in die Nähe des Startes zur 10 km Marke führte direkt an Biergärten vorbei oder auch mittendurch,  in denen Leute sich das Spektakel der Läufer nicht entgehen lassen wollten, und dabei in aller Ruhe ihr Pils tranken -  oder der Jahreszeit angemessen Glühwein.  Daran wollten wir im Moment noch nicht denken.

 Auf dem Rückweg kamen uns zunächst Dirk, später Nico und Markus entgegen. Letztere sind langsamer angelaufen. Ich rechnete aber damit, dass Nico versuchen würde im letzten Dritten nochmals zu beschleunigen.

 Nach 15 km spürte ich langsam meine Beine. Meine Kondition war noch gut, die nützte aber nichts, wenn die Muskeln nicht mehr mitmachen. Sie begannen langsam zu schmerzen. Ich gönnte mir an der Verpflegungsstation eine kleine Pause, um einen Tee zu trinken, und ließ Andrea laufen.  Jetzt musste ich mein eigenes Rennen laufen.

 Da ich das Tempo bis km 19 halten konnte,   versuchte ich  nochmals zu beschleunigen,  ich sah ja Andrea immer noch vor mir. Da wollte ich mich wieder ranziehen.  Aber wie das so ist, genauso wie ich schneller lief, gab sie „Fersengeld“, sodaß der Abstand sich nur unwesentlich verkürzte. Wie vorhergesehen, kamen Nico und Markus noch von hinten herangeprescht.

 Schließlich erreichten Andrea, Nico, Markus und ich innerhalb einer Minute zwischen 1:51:47 und 1:52:28  das Ziel und freuten uns gemeinsam über das erreichte gute Ergebnis. Nachdem auch Dirk mit 1:56: 36 eine persönliche Bestzeit lief  hätten wir allen Grund gehabt dies auch gemeinsam entsprechend zu feiern.

 Da ich allerdings versprochen hatte am abend noch mit der Familie die reizvollen Weihnachtsmärkte im Ruhrpott zu besuchen, konnte ich mich allerdings nicht mehr lange aufhalten.  Schließlich gibt es noch was anderes als Bestzeiten hinterherzujagen.  Zum Beispiel Glühwein mit Schuss in der einen Hand, und in der anderen Hand eine Backfischtüte.

09 November 2008

Stadtlauf Neuwied 2008

Dieses Jahr kein Bombenalarm in Koblenz - kein Karnevalsanfang - nur das Wetter ist genauso unfreundlich wie letztes Jahr. Über Neuwied ist der Himmel dunkel, und es regnet in Strömen. Warum konnte der Lauf nicht gestern sein?

Sonja und ich beabsichtigen dieses Jahr gemeinsam die Sache anzugehen, nachdem mein erster Versuch im letzten Jahr bei Regen und Gegenwind eine gute Zeit zu laufen, leider gescheitert war. Sonja erzählte, sie wäre gerne letztes Jahr gelaufen, sie war sogar in Neuwied, aber irgendwie hätte Sie den Start nicht gefunden, und sei dann frustriert wieder heimgefahren. Wenn ich ehrlich bin, bei dem Wetter kam mir auch kurz der Gedanke wieder
kehrt zu machen, und zu Hause gemütlich die Beine hochzulegen.

Ich kenne den Weg noch vom vorigen Jahr. Auch das Parkhaus in der Innenstadt in unmittelbarer Nähe des Start- und Zielbereiches. Karte zum Parken haben wir nicht, brauchen wir auch nicht, wir fahren zum Ausgang rein, sehr praktisch.

In der Halle herrscht schon großes Gedränge. Wir müssen uns erst anmelden. „15 Euro“ so viel habe ich gerade noch dabei, Schwein gehabt, meint Sonja.

10 km Straßenlauf – Ein Lauf der Läufe um den Rhein-Wien Cup. Ca. 250 Läufer- und Läuferinnen wollen heute teilnehmen.

Einen Platz in der Halle haben wir auch schnell. Dieses Mal wird Meddys LWT nicht die stärkste Gruppe werden - mit Anke, Günter, und später noch Jens sind wir eher ein kleines Häuflein. Die gleiche Frage wie immer bei so einem Mistwetter. Was ziehen wir an? Es ist doch nur nass und nicht kalt! Und wir wollen doch heute keine 30 km laufen, sondern schnelle 10 km. Schließlich entscheiden wir uns. Ein Langarmshirt muss reichen. Keine Windjacke! Nehmen wir uns ein Beispiel an den Cracks in Singlet und Shorts!

Draußen regnet es wieder. Pudelnass kommen dauernd Läufer in die Halle. Die Bambini müssen wirklich im Regen laufen!

Als wir uns eine Viertelstunde vor dem Start warm laufen, hört es tatsächlich fast auf. Ab zum Start. Fast kommen wir zu spät. Es ist überhaupt nicht kühl. Gott sei dank, dass wir nicht mehr angezogen haben.

In der 6. oder 7. Reihe reihen Sonja und ich uns ein. Und los geht’s. Die Strecke ist ein flacher Rundkurs, der 5 x durchlaufen werden muss. Die jeweiligen Lauf-km sind optimal beschildert, so dass wir die Geschwindigkeit gut kontrollieren können. Da Sonja mit Ihrer gps-Uhr hervorragend ausgerüstet ist, fällt ihr nach 500 m schon auf: Wir sind zu schnell!

Da vorne der ältere Herr, den kenne ich, der läuft immer knapp unter 50 min, meint Sonja.
Prima, da halten wir uns mal dran. Nachdem wir das Tempo ein bisschen drosseln, laufen doch viele an uns vorbei. Haben wir uns soweit vorne aufgestellt?

Schließlich haben wir unser Tempo gefunden, und wir laufen strikt nach Vorgabe unsere Runden ( wen es interessiert 4,54/4,50/5,02/4,59/ 5,05 min/km Zwischenzeit 5 km 24,56!).

Es fängt wieder stärker an zu regnen. Macht nichts. Hauptsache kein starker Gegenwind in den Häuserschluchten.

Bei km 6 und 7 werden wir etwas langsamer. Sonja scheint nicht mehr ganz so gut drauf zu sein. Und ich habe Angst zu beschleunigen, es ist noch weit bis zum Ziel.

Schließlich, noch 1,5 km vor dem Ziel bekommt Sonja Probleme das Tempo zu halten. Sie merkt, dass es bei mir noch ganz gut läuft. „ Mach, lauf los“, kommt ihre Aufforderung. Noch ungefähr 800 m, ich verlängere die Schrittlänge und beschleunige das Tempo. Es geht tatsächlich richtig gut. Hole auch einige vor mir noch ein. Dann sehe ich auf einmal schon in Sichtweite Anke laufen, was mich dann nochmals anspornt, nochmals einen kleinen Spurt hinzulegen. Schließlich komme ich 20 sek. nach Anke ins Ziel, die mich überrascht erblickt.
So schnell hatte sie mit mir nicht gerechnet. Ich ehrlich gesagt auch nicht. Sonja kommt kurz darauf ins Ziel. Meine Zeit. Keine Ahnung. Vor lauter Aufregung wieder vergessen, direkt abzustoppen. Sonja meint: Ich habe ca. 50:40 gestoppt.

Ab in die Halle, das übliche Prozedere, Umziehen, Kaffee und Kuchen, Erdinger mit Glas abholen und Siegerehrung gucken. Sieger Sebastian Leins 33:10. Jens ist 38. mit 40:48.
Bei der Siegerehrung W60 das gewohnte Bild. Auf dem Siegertreppchen stehen die zwei Rosis. Die eine aus Weitersburg, die andere unsere Rosi von Meddys LWT. Die Rosi Schmalebach hab ich doch überholt. Die war ein ganz Stück hinter mir. Wie schnell war die? 50:39. Ich wird immer aufgeregter. Anke und ich wollen unbedingt unsere Zeiten wissen.

Aber erst kurz vor unserer Heimfahrt werden die Ergebnisse an der Wand befestigt. Ich finde mein Ergebnis nicht. Da fällt mir auf einmal Anke begeistert um den Hals. Sie hat bessere Augen als ich, oder ne bessere Brille. Du hast es geschafft! 49:48 min! 1.Bestzeit unter 50 min! Auch Sonja hat ihre alte Bestzeit unterboten, wenn auch nur um Sekunden.

Beide sind wir überzeugt, dass das gemeinsame Training in Vorbereitung der
Marathonläufe in Berlin und Essen uns in gute Form gebracht hat. Auf der Rückfahrt werden schon neue gemeinsame Pläne geschmiedet.

Letztes Jahr schrieb ich noch über die Strecke, die Strecke in Neuwied sei ziemlich eintönig.
Man fühle sich sehr schnell wie ein Hamster, der im Rad rund läuft. Wenn man ein Erfolgserlebnis hat, sieht man das wohl nicht mehr ganz schlimm.

31 Oktober 2008

Halloweenlauf in Kobern-Gondorf


Wenn ich irgendwann daran zurück denke, werde ich mich wohl eher an eine Karnevalsveranstaltung mit einem 10 km Lauf erinnern als an eine typische Laufveranstaltung.

Entsprechend anders waren auch die Vorbereitungen. Was für ein Kostüm ziehe ich an?
Halloween – das heißt Hexen, Magie, Gothic, Horror, von allem ein bisschen. Und dementsprechend kamen auch Meddys Läufer und Walker als Hexen, Teufeln, Vampire, oder wie meine Wenigkeit zumindest mit viel Blut und Lippenstift im Gesicht aus allen Richtungen nach Kobern-Gondorf angereist. Als Bewaffnung hatten wir Utensilien dabei, wie Zauberstäbe, Zauberbesen z.B. ein Nimbus Zweitausend oder ein Sauberwisch Sieben (Harry Potter lässt grüßen!), Dreizack u.ä.

Vereinzelt gab es auch Vampire, die passten allerdings nicht so zur Karnevalsstimmung, weil die nicht lachen dürfen. Passt wohl nicht zur Optik!

Ich kam mit dem Auto von der anderen Moselseite und musste mich zunächst durch dunkle Strassen in Richtung zur vermeintlichen Ortsmitte durchkämpfen. Da sah ich einen Feuerwehrmann und kurbelte die Scheibe runter. Er schaute mich bisschen seltsam an, auf Grund meines Outfits zeigte er mir dann aber freundlicherweise einen schönen Parkplatz direkt an der Mosel.

Und dann ging ich dorthin, wo die Beleuchtung am hellsten war, nämlich an Start und Ziel am Marktplatz. Dieser befand sich mitten zwischen alten Fachwerkhäusern in einer wirklich romantischen Umgebung. Da es bereits 19.30 Uhr war, lief die Veranstaltung schon auf Hochtouren, obwohl der Hauptlauf über 10 km doch erst in 1 Std. startete.

In der einige Strassen entfernten Halle war dann bereits die Hölle los, im wahrsten Sinne des
Wortes. Teufel, Hexen, Vampire, Fledermäuse, und ähnliche Herrschaften. Bilder sagen mehr als tausend Worte, deshalb schaut Euch die Fotos an.

Schlließlich standen wir bereits 10 Minuten vorher am Start. Wer ist denn die Rothaarige neben Bernhard, Meddy? Sonja konnte man bei Ihrem Hexen-Outfit eigentlich nur an Ihrem Gang erkennen. Komischerweise haben mich alle sofort erkannt. Versteh ich überhaupt nicht!

Die Start-Zeremonie war wirklich fast wie beim Köln-Marathon, nur paar Leute weniger.
Aber da der Platz kleiner war, erschien es einem so, als wenn man bei einer Großveranstaltung startet, die gute Akustik und die doch witzige Moderation der Organisatoren ließ keine Wünsche offen.

5-4-3-2-1 Auf geht’s in die dunklen Straßen von Kobern-Gondorf. Alle unsere Hexen, hierzu gehörten Antje, Anke, Sonja, Manuela, Martina hielten ihre Hexenhüte fest, und los!

Alles nur für Fun. Heute laufen wir alle nicht unter 1 Std. - ich sage, lass uns laufen wie in Medoc. Aber hier fehlen die richtigen Getränke unterwegs. Nach ungefähr 500 m geradeaus weichen wir von der Strasse rechts ab, ca. 50 m den Berg hoch, dann geht’s
wieder Richtung Ortsinnere zurück, und nach zwei 90 Grad Bogen wieder Richtung Ausgangspunkt. Die Runde ist 2,5 km lang, die 4 x durchlaufen werden. Im Dunkeln habe ich mal wieder vergessen, meine Uhr das zweite Mal abzudrücken. Mitzählen ist mir zu blöd.
Mir wird schon einer sagen, wann die letzte Runde beginnt.

Unser Trainer Wolfgang ist der einzige von uns ohne das richtige Outfit zum Halloween. Er muss ja auch arbeiten d,h. vorrennen und dann von uns Fotos machen. Hab ich allerdings nur einmal mitbekommen.

Der Schlappschritt wird mir langweilig, und so lasse ich mich von Wolfgang verleiten, mal einen kurzen Zwischenspurt einzulegen. Mir macht der Lauf auf einmal richtig Spass, und ich habe plötzlich keine Lust mehr langsam hinterherzulaufen. Nennt man das Wettkampffieber? Da kann man noch so viele Vorsätze am Anfang haben! Die Strecke bietet
sich gut an, man kann sich auf dem Gefällestück zur letzten Kurve vor der langen Zielgerade
ausruhen, um dann wieder richtig Gas zu geben.

Lange Rede, kurzer Sinn. Mit für meine Verhältnisse beschleunigtem Tempo komme ich einige Sekunden vor meinen Hexen im Ziel an, die laufen heute locker und flockig unter tosendem Beifall der Zuschauer ins Ziel. Alle haben noch Ihre Hüte auf.

Welche Zeit? Keine Ahnung! Die Hauptsache im Ziel gibt’s Erdinger.
Vielleicht bin ich ja auch Persönliche Bestzeit gelaufen – und weiß nichts davon!

Dann geht’s sofort in die Halle. Stimmung erinnert mich ein bisschen an Apres Ski –
Ich meine damit Karnevalstimmung außerhalb des Karnevals. Die Siegerehrung zieht sich und zieht sich. Interessiert uns weniger, weil gute Musik und super Stimmung innerhalb unserer Superhexen ( auch Vampire wie Andrea und Dirk) dafür sorgen, dass wir richtig feiern können. Die einen feiern mit Bier, andere mit Kaffee und Kuchen ( da gehöre ich dazu),

Dann fangen wir auch noch an zu tanzen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt haben wir alle
vergessen, dass wir bei einer Laufveranstaltung sind. Martina spielt Luftgitarre, ich wage ein Tänzchen mit Anke, dann wird Square –Dance gemacht, an der alle beteiligt sind. Und dazu wird sogar noch gesungen. Ich glaube jetzt kann sich jeder vorstellen, was da abging.

Was machen die eigentlich da vorne auf der Bühne? Da erzählt plötzlich jemand, ihm würde es sehr leid tun, er bekäme nur leere Blätter, er hätte keine Ahnung über Ergebnisse irgendwelcher Art. Unsere Hexen nahmen das sehr gelassen hin. Wolfgang nicht. Sind wir jetzt die stärkste Gruppe oder nicht? Wir wollen die neun Kisten Bier, die haben wir uns
wirklich verdient!

Die Frage ist bis heute noch offen, bei welcher Gelegenheit wir diese trinken!

12 Oktober 2008

Marathon "Rund um den Baldeneysee"



Martin Grüning, stellvertretender Chefredakteur von Runners World hält die zwei Runden um den Baldeneysee in Essen für die schnellste Marathonstrecke, die er je gelaufen ist, trotz Teilnahmen in Berlin und Chikago (Runnersworld 1/2008.

Es ist ein echter Marathon, ohne Schnickschnack wie Halbmarathon, Skating, oder Walking. Hier konzentriert man sich auf das Wesentliche. Die schnellsten deutschen Läufer laufen hier seit vielen Jahren, weil sie hier Chancen haben zu gewinnen, wie z.B. Carsten Schütz 2003 2:14:56, Stefan Koch 2007 2:17:17. Dieses Jahr startet als deutscher TOP-Läufer Tobias Sauter, der auch den Mittelrhein Marathon 2008 gewann.

Start ist am Sonntagmorgen 10 Uhr. Fahre bereits um 8.15 Uhr in Bochum los, und gebe die Adresse des Parkplatzes im „ Navi“ ein, „ Freiherr vom Stein Strasse“ in unmittelbarer Nähe des Regattahauses des Baldeneysees. Ich bin in einer halben Stunde am Start. Da ich sehr früh bin, kann ich in unmittelbarer Nähe des Startes mein Auto abstellen. Der Start ist nur 200 m entfernt. Keine lange Lauferei. Optimal, wenn Du noch was vergessen hast. Abgabe eines Kleidersackes ist damit nicht notwendig.



Ich habe noch etwas Zeit und mache einen kleinen Morgenspaziergang am See entlang zum Regattahaus. Der See liegt noch im Morgennebel. Es ist ca. 11 Grad und angenehm kühl. Nachdem ich den stimmungsvollen Anblick des Sees fotografisch festgehalten habe, gehe ich kurz über die Marathon-Messe vor dem Regatta Haus. Ich bin zu früh. Noch nicht mal der Kaffee ist fertig.

Dann geh ich zurück zu meinem Auto, welches sich plötzlich mitten im Starttrubel befindet. Der Straßenbereich zwischen den parkenden Autos ist der Startbereich, unterbrochen durch ein Dutzend Dixie-Klos. Schnell ist die Strasse voll mit Läufern. Aus den Lautsprechern beschwert sich jemand darüber, dass man doch unterlasse solle, dauernd über die Startmatten zu laufen, die Piepserei würde auf die Nerven gehen.

Es sind noch wenige Minuten zum Start. Im letzten Moment habe ich mich entschieden außer Gels auch 3 kleine Flaschen Buffer im Getränkegurt mitzunehmen. Es ist kein Halbmarathon.

Ich habe immer noch gehörigen Respekt vor der langen Marathonstrecke.
5-4-3-2-1- es geht los. Auf separate Startblöcke wird verzichtet, sind auch nicht notwendig. Lediglich kleine Schilder mit Richtzeiten weisen auf eine angemessene Startposition. Dort stehen dann auch Brems- und Zugläufer für alle Zeiten zwischen 2:59 h und 4:45 h.

Nach 3 km am Waldesrand an der Strasse entlang führt die Strecke über die Ruhr in den Stadtteil Essen-Werder. Nach einem weiteren Kilometer sind wir schon wieder an der Neukircher Schleuse am See, und sehen über den See hinweg den Zielbereich am Regattahaus. Der Himmel ist bewölkt, über dem See steigt so langsam der Nebel auf. Irgendwie eine fantastische Atmosphäre.
Bei km 5 habe ich eine Zwischenzeit von 29:47, das ist in Ordnung. Ich will versuchen einen konstanten 6er Schnitt durchzulaufen. Das sollte für eine Zeit im Bereich 4:20 Std. reichen.

Im Moment genieße ich nur die Landschaft, den See, die bunten Herbstbäume, die in allen Farben schillern. Ab und zu kontrolliere ich die Geschwindigkeit, alles im grünen Bereich!

Bei km 12 geht es über die Ruhr. Damit die Marathonstrecke von 42,195 km erreicht wird, ist nach der 1. Runde eine Wendepunktstrecke auf der halbseitig gesperrten B227 eingebaut. Entlang der Strecke werden die Läufer von Schulkindern mit lauten Trommeln angefeuert.

Bei km 18 geht es wieder durch anliegende Waldstücke entlang bis zum See, den wir kurz vor der Halbmarathondistanz erreichen. Ich laufe z.Zt. noch uhrwerkmäßig, wie Sonja in Paris, Zwischenzeiten 10 km – 59,52 , 15km - 1:30, 20 km – 2:00, HM 2:07. Voll im Plan!

Die zweite Runde ist eingeläutet. Sie ist bis auf die Wendepunktstrecke mit der ersten Runde identisch. Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen, und ich bin froh über reichlich Schatten zwischen den Bäumen.

An den 8 Verpflegungsstationen gibt es nichts auszusetzen. Es werden angeboten Wasser, Iso, Tee (warm), Cola und Bananen. Besonders auf warmen Tee stehe ich besonders. Was ich sonst noch nirgendwo erlebt habe .Es werden an jeder Verpflegungsstation Schwämme verteilt, und nach Gebrauch wieder eingesammelt.

Wegen des schönen Wetters befinden sich auf der gesamten Laufstrecke vor allem im Bereich der Verpflegungsstationen für einen Landschaftslauf eine Unmenge Zuschauer, die begeistert alle Läufer anfeuern. Auf der ganzen Strecke verteilt befinden sich sog. Aktionspunkte mit kleineren Musikgruppen. Man spürt deutlich die lange Tradition dieses Laufes, er wird seit 1968 bereits zum 41. Mal ausgetragen.

Km 30 ist erreicht. Es geht noch. Aber ich spüre so langsam, dass einige Muskeln anfangen zu rebellieren. Ich versuche weiterhin das Tempo konstant zu halben, konzentriere mich darauf bei den Verpflegungsstationen regelmäßig mit dem Wasser oder Tee auch die Energie-Gels zu mir zu nehmen, ebenso zwischendurch die Buffer.Auch bei km 35 kann ich meine Planzeit mit 3:30:50 noch einhalten.

Ich merke, dass immer mehr Läufer vor mir gehen, die ich jetzt überhole, die der „Hammer“ richtig erwischt hat. Bei mir hat er erst mal leise angeklopft. Je mehr es in Richtung Ziel geht, merke ich, dass der Puls unaufhörlich ansteigt. Die Beine schmerzen immer mehr. Nur nicht stehen bleiben, dann kann ich vielleicht keine Energie mehr aufbringen, um wieder loszulaufen.

Km 39, noch 3 km. Da ist noch ein sog. Aktionspunkt. Da steht einer mit Mikrofon und kommentiert für die zahlreichen Zuschauer das Spektakel „ Und diese Läufer können es noch schaffen unter die 4:30 Grenze zu laufen.“ Ich glaube, ich spinne. Habe ich mich so verrechnet?
Per Zeichensprache gebe ich zu verstehen, dass ich nicht seiner Meinung bin, nach meiner Rechnung müsste ich zumindest unter 4:20 bleiben können, wenn ich nicht massiv einbreche. Und es ist nicht mehr weit. Das wäre doch gelacht, wenn ich die paar Kilometer nicht durchhalte.

Die letzten beiden Kilometer sind die schwersten. Endlich haben wir das Regattahaus erreicht. Ich laufe am See an der voll besetzten Tribüne entlang. Wo ist denn endlich das Ziel? Man kann es nicht sehen. Die Strecke macht einen 180 Grad Bogen um das Regattahaus, dann geht’s auf einer Aschenbahn die letzten Meter Richtung Ziel. Als ich das Ziel sehe, steht auf der Uhr 2:19:40 und die Uhr läuft. Das müsste doch nettozeitmäßig klar unter 2:20 Std.sein.
Und das war es dann auch. Hochzufrieden taumele ich ins Ziel, muss mich erst mal irgendwo festhalten.

Tobias Sauter ist seit 2 Stunden mit 2:18.24 im Ziel! Bestzeit! Ich habe knapp 2Stunden länger gebraucht: 4:18:55. Aber ich habe mein Ziel, die persönliche Bestzeit erreicht!
Weitere Infos und Bilder:

05 Oktober 2008

Halbmarathon op Kölsch


4:50 aufstehen, ich habe den Wecker meiner Uhr auf 5 Uhr gestellt. Der Zug nach Köln fährt um 6:07 Uhr. Eigentlich sollte man meinen, genug Zeit um alles zu ordnen. Nur ja nichts vergessen? Hab ich den Chip am Schuh? die Gels eingepackt? Die Pflaster auf der Brust? Noch einen heißen Kaffee, ein bisschen rumgetrödelt und .
Plötzlich ist es 10 vor sechs Uhr. Ab in die Schuhe! Ich krieg echt Panik und mache schon einmal ein kleines Intervalltraining bis zum Bahnhof.

In der großen Eingangshalle stehen Andrea, Dirk und Martina. Wir haben auf Dich gewartet! Wo sind denn die anderen? Sind schon am Bahnsteig. Allen voran Ilja, der nicht müde wird, uns klarzumachen, dass wir im richtigen Zug sitzen und das wir in Köln am Hauptbahnhof wieder aussteigen müssen. In Köln angekommen geht ein Teil der Truppe um Meddy und Bernhard zu Fuß über die Deutzer Brücke zur Marathonmesse in den Rhein-Goldhallen.
Martina meint: Wir fahren mit der s-bahn. Find ich eine gute Idee. Wir laufen noch genug heute. Wenn die uns erwischen, wir haben doch keine Karte, das kostet 40 €, meldet sich Ilja. Wir fahren doch nur eine Station, nur über die Brücke, außerdem ist heute Marathontag, da kontrolliert keiner. Zugegeben, viel schneller als die Fussgänger sind wir nicht im Eingangsbereich der Messe. Und tatsächlich finden wir die anderen wieder, und es beginnt der Stress.
Was ziehe ich an? Nehme ich den Fotoapparat mit? Wenn ich ihn in die Hosentasche stecke, zieht es mir die Hose runter. In der Hand halten habe ich keine Lust, außerdem ist draußen ein Scheißwetter, das gibt keine schönen Bilder. Also ab in den Kleidersack. Dann gehe ich allen auf den Wecker, weil ich wieder meine Trinkflasche zu Hause vergessen habe. Nachdem ich den Kleidersack abgegeben habe, schlage ich Nico vor, draußen noch einen Kaffee zu trinken. Das muss reichen, ist ja schließlich nur ein Halbmarathon. Ein Espresso als Startergetränk. Feine Sache!

Heute ist Premiere für den ersten Wettkampf, den ich im wahrsten Sinne als einen kurzen „langen Lauf“ bestreiten will, d.h. kein Zeitziel, und langsamer als im Marathonrenntempo. Das ganze als Vorbereitung für die Teilnahme am ältesten Marathon Deutschlands in Essen in acht Tagen. Im Startbereich treffe ich Uli und biete ihm an mit ihm zu laufen. Er will so um die 2:15 laufen. Das passt.

Es ist wie immer vor dem Start in Köln. Kölsche Musik und Super-Stimmung am Start, besonders unter der ersten Brücke, noch vor der eigentlichen Startlinie. Ca. 10.000 Starter nur beim Halbmarathon. Da dauert es doch sehr lange, bis alle ihre Uhr abgedrückt haben. Dann geht es über die Deutzer Brücke Richtung Innenstadt. Von hinten taucht plötzlich Nico auf, und läuft locker neben uns her. Er macht es heut gemütlich, sei diese Woche schon 1:46 gelaufen, meint er. Schon ist er wieder weg.

Das interessante an der Strecke in Köln ist, dass man sehr oft auf der Gegenseite entweder die Läufer, die vor einem liegen, als auch die weiter hinten líegen, sehen kann. Alle paar Minuten hört man jemanden rufen, der Bekannte auf der anderen Seite entdeckt hat. Die längste Schleife ist von km 12,5 bis km 17 km . Im Bereich sind auch die meisten Zuschauer, die trotz des unfreundlichen Wetters für gute Stimmung sorgen, und alle Läufer begeistert anfeuern. Mittlerweile laufe ich alleine, weil Uli ein Dixie aufsuchen musste.
Es ist jetzt keiner mehr bei mir, der mich anhält langsam zu laufen. Ich muß mich wirklich beherrschen nicht das Tempo zu erhöhen, besonders wenn jemand mich überholt.

Da lauft ein Läuferpaar vor mir in einem Siegener Vereinstrikot, das mich an den Berlin Marathon erinnert. Hallo, kennt Ihr Ute? Klar, kennen wir. Ist bei uns im Verein. Wir laufen
in 14 Tagen in München zusammen. Heute ist für uns auch ein Trainingslauf. In Berlin waren wir auch. Die Läuferwelt ist wirklich klein.

Die zwei sind doch ein bisschen zu schnell, und sie verabschieden sich in Richtung nach vorne. Ich will bis km 18 nicht schneller als 6er Schnitt laufen. Zwischendurch kommen
Andrea und Nico an mir vorbei. Wieso sind die noch hinter mir?+ Die laufen doch viel schneller? Bruttozeit? Nettozeit? Ist mir echt zu hoch!

Bei km 16km seh ich zwei blaue Meddys LWT Trikots vor mir. Bernhard und Meddy laufen in lockerem Tempo, dem ich mich gerne anschließe. Bei km 18 dachte ich, das ist mir doch zu langsam, es ist ja nicht mehr weit. Fragte Bernhard, als einer unserer Vereinstrainer, ob es für meine Marathonvorbereitung schlecht wäre, bis ins Ziel nun schneller zu laufen. Lauf schneller, nur keinen Sprint. Gesagt getan, es war wie eine Befreiung.

Von 6.30 Schnitt auf 5:30 beschleunigt, und dann locker die Deutzer Brücke hoch. Der letzte Km! Im Zieleinlauf Super Stimmung. Ich höre meinen Namen. Da steht Marcus mit Kamera in der Hand. Ich bleibe fast stehen, damit er ein Foto machen kann. Endlich mal ein Bild von mir im Ziel, wo ich nicht total platt aussehe. Im Ziel drücke ich die Uhr. 2:08 Std. Die Zeit spielt heute für mich keine Rolle. Jedem, der immer nur auf Bestzeiten aus ist,
sollte gelegentlich einen solchen Wettkampf ohne Ambitionen machen – es kann ein schönes
Erlebnis werden.

Nach kurzem Aufenthalt in der Verpflegungszone, mit Schmalzbrot, Fleischwurst und Blutwurst, sowie Red Bull gestärkt ( zugegeben komische Zusammenstellung) ziehe ich es
vor, möglichst schnell aus den nassen Klamotten zu kommen. Habe keine Lust mich jetzt
noch zu erkälten. Nachdem ich dann schließlich wieder trockene Sachen anhabe, bekomme ich wieder Appetit. Vor der Messe an den Ständen treffe ich schließlich Andrea und Dirk. Beide berichten mir begeistert von ihren neuen Bestzeiten. Wegen des schlechten Wetters entscheiden wir uns dafür, uns nicht lange aufzuhalten, und wollen über die Deutzer Brücke zu Fuß zum Bahnhof. Zwischendurch im Startbereich noch ne Bratwurst und ein Kölsch. Mußte sein! Auf der Brücke kommen uns die Skater entgegen. Arme Schweine! Es regnet. Die Straßen sind glatt. Der Wind ist heftig. Schlechter kann das Wetter für Skater kaum sein. Läufer sind noch keine zu sehn. Wir versuchen über die Domplatte zum Bahnhof zu kommen. Der Wind ist so heftig, dass wir Probleme haben von der Stelle zu kommen. Bevor unser Zug fährt, wollen wir noch die Spitzenläufer des Marathons sehen. Vor Wind und Regen geschützt stehen wir vor einer Bäckerei und beobachten die ersten fünf Spitzenläufer, allesamt Kenianer, mit verbissenem Gesicht dem Ziel entgegenlaufen. Dann haben wir die Schnauze voll, und wollen ab nach Hause.

Ist ja kein Problem. Sollte man annehmen. Aber Andrea und Dirk haben noch keine Fahrkarte, und der Zug fährt in 10 Minuten. Man sollte meinen genug Zeit, um sich am Automat noch Karten zu ziehen. Nicht bei der Deutschen Bundesbahn! Eine Karte für Andrea klappt noch. Danach weigert sich der Automat die uns noch zur Verfügung stehenden Geldscheine anzunehmen. Dann hat Dirk die Nase voll. Ich fahr ohne Karte. Gesagt getan. Als die Schaffnerin dann im Eisenbahnabteil auftaucht, schafft er es mit Charme und Diplomatie, eine Karte nachzulösen. Diese Bimmelbahn braucht fast 2 Stunden. Da können wir ja auch beim nächsten Mal fast laufen. Dat woret. Halbmarathon op kölsch.

31 August 2008

Hunsrück Marathon 2008 - Ein hartes Stück Arbeit


Um 8.30 Uhr starte ich mit Antje Richtung Simmern. Gutgelaunt auch wegen des schönen Wetters kommen wir bereits ca. 9.15 in Simmern auf dem großen Parkplatz hinter der Hunsrückhalle an.

Wir holen die Startunterlagen ab, wobei wir bereits an jeder Ecke bekannte Gesichter sehen. Vom Parkplatz bis zur Halle nehmen wir immer eine Abkürzung durch das Schwimmbad, was der „Bademeisterin“ Anlass gibt ein grimmiges Gesicht zu machen, was uns aber nicht stört, sondern eher amüsiert.

Um 9.45 Uhr meldet sich Andrea per Handy. Wir hatten vereinbart, ggf. einen dritten Versuch nach Bonn und MRM zu wagen, gemeinsam eine gute Zeit zu laufen. Ich hab allerdings zu dieser Zeit schon damit gerechnet, dass ich Andrea auf den Anstiegen am Anfang der Strecke nicht folgen kann.

Mit Sonja, Manuela, Anke und weiteren Mitgliedern unseres Vereines fahren wir ab 10.30 Uhr mit dem shuttle-bus zum Start nach Kastellaun . Unser „Ilja“ verbreitet das Gerücht, der Bus würde früher fahren, was sich Gottseidank nicht bestätigt.


Schließlich kommen wir überpünktlich in Kastellaun an, und nachdem fast alle mal die Toiletten aufgesucht haben. geht es zur Aufwärmrunde. In der letzten Zeit habe ich leider oft feststellen müssen, dass ich sehr lange brauche, um ausreichend auf Betriebstemperatur zu kommen.

Wenn ich nur ein bisschen zu schnell starte, bekomme ich Probleme und fühle mich minutenlang wirklich elend. Dies soll heute nicht vorkommen. Bleibt leider nur ein guter Vorsatz!

Nach Ertönen des Startschusses geht es 5 km durch die Strassen von Kastellaun, rauf und runter durch das Industriegebiet, bis wir schließlich am Ausgangspunkt dieser Schleife wieder im Bereich des Startes auf die eigentliche Marathonstrecke einbiegen. Die ersten 5 km sind für mich die reinste Qual, der Puls geht viel zu hoch, zum ersten Mal denke ich ernsthaft daran aufzugeben!

Die nächsten 3 km erholt ich mich dann wieder ein bisschen. Ich habe keinen Pulsmesser dabei, es ist wahrscheinlich auch besser so.

Mittlerweile auf der alten Bahntrasse angelangt, ist von meinen Mitstreiterinnen nichts mehr zu sehen. Die letzte die ich ab zu noch in der Ferne sehe, ist Manuela, alle anderen sind schon „ über alle Berge“, von denen werde ich keine mehr vor dem Ziel wieder sehen. Um eine gute Zeit mache ich mir um diese Zeit keine Gedanken mehr. Wo soll die herkommen? Wenns gut läuft, wollte ich wieder unter 2 Stunden laufen, zu diesem Zeitpunkt ist daran nicht zu denken. Ich kann mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, die am Anfang verlorene Zeit noch gutmachen zu können.

Dann bei ca. km 8 kommt die nächste Verpflegungsstelle. Bewußt langsam trinke ich im Gehen einen Becher Wasser, den zweiten schütte ich mir über den Kopf. Ich laufe wieder an, und spüre plötzlich neue Energiereserven, kann plötzlich auf 5.30 Min beschleunigen, ohne dass mir dies schwerfällt. Was ist denn jetzt passiert?

Es gelingt mir tatsächlich das Tempo beizubehalten, sodaß ich Boden gutmachen kann, und nach und nach andere Läufer überhole. Langsam, aber sicher laufe ich mich in einen kleinen Rausch.

Annette taucht auf einmal vor mir auf, kann sie überholen. Sie läuft konstant ein Tempo zwischen 5:3690 und 5:40. Nachdem sie mich bei der nächsten Verpflegungsstation wieder einholt, sag ich mir selbst, lauf ihr Tempo mit, dann läufst Du auch nicht Gefahr zu schnell zu laufen.

Find ich ja Klasse, vor jeder Verpflegung der nicht zu übersehende Hinweis - Hier Dixi 100 m – wer mal muss – der kann!

Bei ungefähr km 15 fällt mir auf, dass wir kaum noch überholt werden, sondern ständig Boden gutmachen, und viele zurückfallen. Da sehe ich auf einmal Manuela in Sichtweite.

Die hatte ich nicht erwartet heute noch mal vor dem Ziel wiederzusehen. Das motiviert mich erneut – schneller laufen zu wollen. Kann mich dann aber doch zurückhalten, und behalte unser Tempo bei ungefähr 5:30 bei.

Bei der letzten Getränkestation war ich dann auf einmal
vor Manuela . Dafür hatte mich auf einmal Annette wieder abgehängt. Wenn ich nur das Tempo ein bisschen runterfahre, schon ist sie weg. Sie läuft wie ein Uhrwerk.

Schließlich ist der dunkle Tunnel in Zielnähe in Sichtweite. Hinein in die kühle Luft. Das wirkt wirklich sehr erfrischend. Bei der letzten Getränkeaufnahme hab ich Cola getrunken. Ich bilde mir dann ein, das ist wie der Spinat bei Popeye, oder der Zaubertrank von Asterix. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.

Mit dieser positiven Einstellung verlasse ich den Tunnel nach rechts den Berg hoch. Noch 1o km Tempodauerlauuf und ich habs geschafft.

Genauso so schwer wie mir am Anfang in Kastellaun die Anstiege gefallen sind, so relativ leicht fällt es mir jetzt, die Kurve ausgangs des Tunnels hochzustürmen. Dann bis zur Strasse über den Kreisel, um schließlich nach 1:57:31 hochzufrieden das Ziel am Schlossplatz in Simmern zu erreichen. Antje, Anke sind beide mit Superzeiten Zeiten ins Ziel gelaufen, auch Andrea und Sonja waren einige Minuten vor mir. Mit Manuela, die kurz nach mir ins Ziel kommt, sind wir uns alle einig: Wir sind alle begeistert, wie gut es heute für uns gelaufen ist, und nächstes Jahr auf ein Neues!

01 Juni 2008

Mittelrhein - Halbmarathon 2008




Zum 4. Mal seit 2005 nehme ich heute den Mittelrhein-Halb-Marathon in Angriff.

Die Startzeit für den HM wurde auf 9.30 Uhr festgelegt, sodaß wir Halbmarathonis von Meddys LWT Koblenz anstatt um 6 Uhr morgens erst um 7.30 Uhr für den Sonderzug nach Boppard eintreffen.

Meinen Kleidersack habe ich gewissenhaft bereits am Tag vorher gepackt, damit ich keine wichtigen Sachen vergesse. Da gibt es viele Möglichkeiten, was man zu Hause liegen lassen kann z.B. Sonnenbrille, Pflaster zum Abkleben, Energiegels, Laufkappe, trockene Wäsche für nach dem Lauf, Kleingeld, Ersatzlaufshirt etc.etc. Ich geb ja zu, der Regenknirps wär nicht unbedingt notwendig gewesen.

Sommer hin, Sommer her, sich morgens um 7.30 Uhr im ärmellosen Singlet ohne weitere Klamotten in das Abenteuer Marathon zu begeben, würde ich mich nicht trauen. Ob Marcus und Michael das noch mal machen?

Dann kurz vor 8 Uhr gehts auf den Bahnsteig, Sonja hat mal wieder eine gute Nase, und wir erhalten die besten Sitzplätze in den letzten 4 Jahren in einem Eisenbahnwaggon. Riesengedränge gibts dann wie immer nach dem Aussteigen am Bahnhof in Boppard. Ich weiß ja nicht, wo die Bahn ihr Aufsichtspersonal rekrutiert, aber da stehen schon komische Gestalten auf dem Bahnsteig, die aufpassen sollen, dass nur keiner eine Abkürzung über die Bahngleise nimmt.

Gute Tradition am Tag des MRM ist für alle Halbmarathonis schon jahrelang der vorherige Besuch der Damen- und Herrentoilette am Ausgang des Bopparder Bahnhofes. Hier treffe ich regelmäßig viele alte Bekannte. Mutige Frauen trauen sich auch manchmal aus ihrer Schlange vor dem Klo auszubrechen, und schnell einen freiwerdenden Herrenklo in Besitz zu nehmen.“ Ich wär ja auch gerne, aber an den pinkelnden Männern vorbei, trau ich mich nicht“ (Originalton einer bisschen ängstlicheren Läuferin).

Dann geht’s in Richtung Start. Vor einem Hoteleingang sehe ich plötzlich eine ganze Menge blauer Meddy Vereinstrikots. Die einen warten, die anderen ziehen sich bereits um.
Das Hotelrestaurant wird auch noch mal schnell als Toilette in Anspruch genommen. Dann geht’s los, startbereit machen. Bevor ich meinen Kleidersack abgebe, mache ich noch paar Fotos, und dann kommt auch die Kamera in den Sack. Beim Laufen stört sie mich zu sehr.

Alle Starter von Meddys LWT sind vollzählig, im Bereich des Starts herrscht reger Betrieb, Teilbereiche der Strasse sind gesperrt für die schon aus Oberwesel ankommenden schnelleren Marathonläufer. Alle die jetzt schon hier auftauchen sind weniger als 90 Minuten unterwegs, dass bedeutet ggf. eine Endzeit unter 3 Stunden. Kann man sich kaum vorstellen, wenn man sie vorbeilaufen sieht.

Schließlich sind es nur noch Minuten bis zum Start. Den Startschuss überhören wir fast.
Die altbewährten Laufgemeinschaften haben sich wieder gebildet, wie in Bonn. Sonja läuft mit Manuela. Ich habe mich wieder mit Andrea verabredet. Da sie sich wegen Ihrer Grippe in den letzten vierzehn Tagen noch nicht ganz fit fühlt, verabreden wir locker in 5.40 Schnitt anzulaufen.

Wir laufen die langgezogene Kurve am Bopparder Hamm entlang, immer die Weinberge links von uns. Es ist für meine Begriffe wesentlich angenehmer zu laufen, als im letzten Jahr. Die Sonne ist sich anscheinend noch nicht ganz sicher, ob sie uns diesmal wieder so braten will, wie in den letzten drei Jahren.


Wir laufen nicht auf der Strasse, sondern auf dem Fahrradweg. Vereinzelt stehen Radfahrer am Weg, und warten, dass die Läufer endlich vorbei sind. Blöde Zeit zum Radfahren in der Bopparder Hamm! Heute ist Running Time! Na, gut, auch die Walker sind unterwegs (auch Ralfs „ Stöckchens Geher“).

Viel Stimmung ist ja nicht, keine Spur von irgendwelchen „Stimmungsnestern“ , vereinzelt sitzen paar Organisationskräfte in roten Trikots auf Klappstühlen unter einem Sonnenschirm, und rufen uns aufmunternde Worte zu.

Schließlich geht’s hinter dem Camping-Platz links ab Richtung Spay. Langsam wird es doch wärmer. Dankbar spüren wir die Kühle unter dem Schatten der Baumreihe am Anfang von Spay.

Die Spayer bemühen sich bereits seit Jahren die Läufer nach allen Regeln der Kunst abzukühlen. Entweder stehen sie mit einem Gartenschlauch am Straßenrand, oder haben mitten auf der Strasse eine Dusche aufgebaut, unter der man durchlaufen kann.

Nachdem ich leichtsinnigerweise bei meinem ersten Lauf von einem Gartenschlauch erwischt wurde, was Laufschuhe und meine ganze rechte Seite durchnässte, mache ich einen großen Bogen um solche Scherze, die natürlich gut gemeint sind.

Ich tauche lieber an den Getränkestationen meine Kappe ins Schwämmebecken, und setze mir diese noch wassertriefend wieder auf. Es wird langsam wieder heiß. Vor zwei Tagen hat es um diese Zeit noch in Strömen geregnet. Nun heißt es wieder schwitzen!

Ich trinke an den Getränkestationen bald weniger, als ich mir über den Kopf schütte. In Rhens am alten Rathaus ist wirklich eine super Stimmung. Die Strasse ist doch hier sehr eng, in mehreren Reihen stehen Menschen am Strassenrand und begrüßen die durch das Rhenser Stadttor kommenden Läufer mit lauten Anfeuerungsrufen. Meine Augen gleiten nach links und rechts, um vielleicht bekannte Gesichter zu entwickeln. Leider Fehlanzeige!

Aus Rhens raus führt der Weg leicht ansteigend einige hundert Meter zur B9 hoch. Nach dem Bahnübergang an der Kripp klatsche ich zwei alte Lauffreunde (Christa und Sabine) ab, mit denen ich schon öfters in den letzten Jahren diese Strecke zusammen zum Deutschen Eck lief.

Das schwerste Stück der ganzen Strecke ist für mich immer der lange Bereich zwischen Stolzenfels bis auf die Höhe Sportplatz Oberwerth. Die Sonne brennt uns weiter ganz ordentlich auf den Pelz. Kein Schatten weit und breit. Aber wir müssen da durch. Da höre ich von hinten Kommandos. Es sind Anweisungen von einem mitlaufenden Trainer schnellerer Marathonis, die uns gleich überholen werden.

Endlich biegen wir in die Mainzer Str. ein Richtung Stadtzentrum. In wenigen Minuten laufe ich vor meiner Haustür vorbei. Die letzten 1 ½ Stunden spulten Andrea und ich wie ein Uhrwerk die Kilometer herunter. Die letzten 4 km schaffen wir auch noch! Kurz vor der Bahnunterführung gibt mir überraschend Andrea zu verstehen, dass sie ein bisschen langsamer laufen müsse. Ich solle alleine weiter laufen. Vermutlich ist sie noch nicht ganz wieder fit, nach gerade überstandener Erkältung eigentlich kein Wunder.

Genau wie im letzten Jahr muss ich die letzten Kilometer durch die lange Mainzer Str. bis zum Schloss alleine laufen. Letztes Jahr habe ich mich fast verausgabt, und war am Schloss fast k.o. Heute laufe ich ziemlich kontrolliert, ich mach mich nicht verrückt, gucke auch nicht alle paar Sekunden auf die Uhr. Am Schloss entdecke ich Meddy vor mir, dies motiviert nochmals zu beschleunigen. Am Gericht vorbei, dann rechts die Strasse runter, bis ca. 200 mtr. vor dem Ziel kann ich das schnellere Tempo noch halten. Die letzten Meter kämpfe ich mich dann schließlich ins Ziel, und lasse mir die ersehnte Medaille umhängen.

Ich dreh mich um, wo bleibt Andrea? Sie ist nur ca. 20 Sekunden hinter mir. Haben wir doch wieder gut hingekriegt! Dann erfüllt uns nur ein Gedanke. Wie kommen wir schnell zu zwei Gläser
Erdinger Alkolholfrei?